Unser Flugblatt anlässlich der Friedensdemonstration am 03. Oktober in Berlin:
Keinen Frieden mit dem Kapitalismus! Der geopolitische Poker der Herrschenden auf unsere Kosten schreckt auch vor der atomaren Menschheitsbedrohung nicht zurück. Atomwaffen, aber auch Kernkraftwerke werden von den Kriegstreibern als legitime Angriffs- und Erpressungsobjekte gesehen.
Der Krieg ist kein Ausdruck einer falschen Politik, die durch eine „richtige Politik“ zu korrigieren wäre. Der Krieg ist Ausdruck des weltweit herrschenden Systems der Konkurrenz und Profitmaximierung, das an seine Grenzen gestoßen ist. Der multipolare Machtkampf ist im Kern der Versuch, die wirtschaftliche Krise auf Kosten der Konkurrenz zu lösen und letztendlich die Profitwirtschaft über den Weg der Vernichtung (und des erhofften Wiederaufbaus) zu sanieren.
Der Krieg hat einen Klassencharakter. Er hat nicht nur seine unmittelbaren Profiteure in den Rüstungsschmieden und seine Opfer auf dem Schlachtfeld. Der starke Staat der Kriegswirtschaft ist der letzte Rettungsanker der Profitproduktion. Vor allem sollen die gesellschaftlichen Fliehkräfte zunehmender sozialer Ungleichheit unter dem Stahlhelm zusammengehalten und der Widerstand der Lohnabhängigen aller Nationalitäten gegen Lohnraub, Arbeitshetze und Entlassungen mit einer immer repressiveren „Staatsräson“ unterdrückt werden.
Der Kampf gegen den Krieg erfordert den Bruch mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die ihn in ihrer Krise zum Dauerzustand erhoben hat. Er erfordert nicht das Besinnen auf gemeinsame „nationale Interessen" mit den Ausbeutern, sondern den internationalen Vaterlandsverrat. Schon Marx und Engels hatten im Kommunistischen Manifest geschrieben, dass die internationale Arbeiterklasse kein Vaterland hat.
Auf dieser Grundlage formulierte Lenin seine Position gegen den Ersten Weltkrieg. Er leitete diese aus der Analyse des Krieges als Produkt der imperialistischen Entwicklung aller kapitalistischen Staaten ab und differenzierte nicht zwischen Angreifern und Verteidigern oder mehr oder weniger reaktionären Regimen. Er ging allein vom Interesse der internationalen Arbeiterklasse aus und propagierte den revolutionärer Defätismus, d.h. den Kampf für die Niederlage der „eigenen" Ausbeuter und das Ausnutzen der zwangsläufigen Kriegskrise für deren Sturz.
Der Krieg ist die Stunde der Wahrheit. Seine existenzielle Logik ruft nach dem nationalen Schulterschluss. Und diesen Sirenenrufen erlagen große Teile der sozialdemokratischen und später kommunistischen Bewegung im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Heute, angesichts des beginnenden Dritten Weltkrieges, ist die internationalistische Antikriegsposition noch marginal. Die Konfusion der politischen Linken in der Kriegsfrage beruht auf der Aufgabe der Klassenposition zugunsten eines antirevolutionären gradualistischen politischen Fortschrittsglaubens. Es sind die immer gleichen Illusionen der Demokratie, des Völkerrechts und sog. nationaler Souveränitäten, die für die linke Kriegsunterstützung ins Feld geführt werden. Inhaltsleere Propagandaphrasen, die angesichts der universellen Herrschaft des Kapitals (egal ob in Washington, Berlin, Moskau oder Peking) nur die Ursachen des Krieges vernebelt und den wirklichen Widerstand gegen ihn verhindern.
Es sind wir Lohnabhängigen, die unter dem Kommando des Kapitals gemeinsam sowohl die Produktiv- als auch die Destruktivkräfte schaffen, die sich letztendlich gegen uns wenden. Um nicht unter den Rädern der Wirtschaftskrise und des Krieges umzukommen, ist es notwendig, sich dem kapitalistischen Kommando und der nationalen Solidarität zu widersetzen, den rücksichtslose Kampf für die Arbeiterinteressen aufzunehmen und jeglichen Sozialchauvinismus zurückzuweisen.